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04.10.2018
M. Ibn Arabi- AUS DEN «MEKKANISCHEN ERÖFFNUNGEN» DIE ERSCHAFFUNG DES UNIVERSUMS
Dies sind die weisheitlichen Gesetze, welche niedergelegt wurden durch die Einsichtigen auf Grund einer Eingebung von Gott, von der sie nicht wußten [daß sie eine war], zu Nutz und Frommen der heilbringenden Dinge, der Ordnung und des Zusammenhalts der Welt an allen Orten, an denen es keine göttliche Offenbarungsreligion gab. Und die Erlasser dieser Gesetze hatten weder Kenntnis darüber, daß diese Dinge Nähe zu Gott bringen, noch darüber, daß sie einen Paradiesesgarten oder ein Feuer bringen würden, auch nicht von dem, was mit dem Jenseits verbunden ist. Sie wußten weder, daß es eine nächste Welt gibt, noch, daß es eine sinnenweltliche Auferstehung nach dem Tode gibt innerhalb von Natur-Körpern, noch wußten sie von einem «Haus», in dem es Essen und Trinken, Kleidung, Heirat und Freude gibt, und einem «Haus», in dem es Bestrafung und Schmerz gibt. Denn das Sein von all diesem ist möglich, sein Nichtsein ist aber auch möglich, und sie hatten keinen Beweis für die Bevorzugung einer der bei den Möglichkeiten vor der anderen. MÖNCHTUM JEDOCH ERFANDEN SIE SELBER (57,27).26 Deswegen waren ihre Gesetze und Bestimmungen zum Gemein- wohl für die Aufrechterhaltung des Wohls in diesem Haus [des Diesseits] aufgebaut. Dann kamen sie alleine, in sich selbst, zu den göttlichen Wissenschaften, wie das Bekenntnis der Einheit Gottes, die Verherrlichung und Heiligung, die sich für Seine Majestät ziemt, die Attribute der Unvergleichlichkeit und das Nichtvorhandensein eines Gleichnisses oder einer Ähnlichkeit. Diejenigen, welche dies wußten und verstanden, machten die, welche es nicht wußten, darauf aufmerksam, und spornten die Menschen zur richtigen Einsicht an, ließen sie aber auch wissen, daß die Verstandeskräfte in ihren Denkfähigkeiten eine Grenze haben, an der sie Halt machen müssen und die sie nicht überschreiten können; sie ließen sie wissen, daß Gott in die Herzen von einigen Seiner Diener eine göttliche Ausgießung gibt, in der Er sie Sein Wissen gelehrt hat (18,65), und daß sie dies nicht für ausgeschlossen hielten; und auch daß Gott in der himmlischen Welt Gesetze (umur}'? niedergelegt hat, über die man durch das Vorhandensein ihrer Wirkungen in der Welt der Elemente Aufschluß erhalten kann. Dies ist gemeint mit Seinen Worten: UND ER OFFENBARTE JEDEM HIMMEL SEIN GESETZ (41,12). Sie erforschten die Wirklichkeiten ihrer eigenen Seelen. Als sie sahen, daß, wenn die körperliche Form stirbt, von ihren Gliedern nichts fehlt, da wußten sie, daß der wahrnehmende Teil und der bewegende Teil dieses Körpers etwas anderes (als er selbst) ist, etwas, das zu ihm hinzutritt. Sie forschten nach dieser hinzugefügten Sache und erkannten ihre eigenen Seelen. Dann sahen sie, daß die Seele Wissen hatte, nachdem sie un- wissend zu sein pflegte, und da wußten sie, daß die Seelen - wenn sie auch edler sind als ihre Körper - von Armut und Bedürftigkeit begleitet sind. Dann stiegen sie durch schlüssiges Denken von einer Sache zur anderen auf, und jedesmal, wenn sie bei einer Sache anlangten, sahen sie, daß sie einer anderen Sache bedürftig war, bis das schlüssige Denken sie zu einer Sache führte, die keiner anderen Sache bedürftig war, der keine Sache glich, die keiner Sache ähnlich war und der keine Sache ähnlich war. Da hielten sie hierbei inne und sagten: Dies ist das Erste, und es muß so sein, daß es in sich selbst eines ist in Hinsicht auf sich selbst und daß seine Erstheit und seine Einheit kein Zweites annehmen können, weil es nichts gibt, was ihm ähnlich ist und nichts, was ihm entspricht. So bekannten sie die Einheit Seines Seins. Als sie dann sahen, daß die möglichen Dinge nicht in sich selbst hierhin oder dahin neigten aufgrund ihrer Essenz [die sie nicht haben], wußten sie, daß dieses Eine ihnen Sein gegeben hatte, und so bedürfen sie Seiner und sie verherrlichen es, indem sie alles das von ihm negieren, womit ihre eigenen Essenzen beschrieben werden. Dies ist die Grenze des Verstandes. Während sie so beschäftigt waren, da erhob sich eine Person von ihrer Art, die nach ihrer Meinung keinen Rang im Wissen hatte, das heißt, sie glaubten nicht, daß sie gesundes Denken und richtige Einsicht besäße. Diese sagte: «Ich bin Gottes Gesandter zu euch.» Da sagten sie: «Gerechte Behandlung ist besser! Nehmt Einsicht in seinen Anspruch selbst. Erhebt er Anspruch auf etwas, das möglich, oder auf etwas, das nicht möglich ist?» Sie sagten weiter: «Es hat sich bei uns durch Beweis erwiesen, daß Gott eine göttliche Ausgießung zu eigen ist, die Er gewähren kann, wem immer Er will, wie Er sie ergossen hat über die Geister dieser Sphären und jeglichen Intellekt. Alle Dinge haben teil am Möglichen, und so ist keines der möglichen Dinge besser als das andere im Hinblick auf das, was möglich ist. Nun bleibt nur noch zu untersuchen, ob der Anspruch wahrhaftig oder unwahr ist. Wir wollen uns aber nicht erkühnen, eines von den beiden Urteilen ohne einen Beweis auszusprechen, denn das wäre - bei dem Wissen, das wir haben - schlechtes Benehmen. » So sagten sie nun zu ihm: «Hast du einen Beweis für die Wahrhaftigkeit dessen, was du in Anspruch nimmst?» Da brachte er ihnen Beweise, und sie nahmen Einsicht in seine Beweisführung und seine Beweise und zogen in Betracht, daß diese Person keine Kenntnis hatte, die sie aus diskursivem Denken ableiten konnte; es war von ihr nichts Derartiges bekannt. Da erkannten sie, daß Er, der OFFENBARTE JEDEM HIMMEL SEIN GESETZ (4I,I2), jedem Himmel auch das Dasein dieser Person und das, was sie brachte, geoffenbart hatte. So beeilten sie sich, ihm zu glauben und bezeugten seine Wahrhaftigkeit. Sie erkannten, daß Gott ihm Kenntnis gegeben hatte über das, was Er an Erkenntnissen niedergelegt hat in der himmlischen Welt, was von ihren schlüssigen Gedanken nicht erreicht werden konnte, und daß Er ihm auch eine Erkenntnis Seiner gegeben hatte, die sie nicht besaßen. Sie sahen, wie er in seinen Erkenntnissen über Gott hinab- stieg zur Ebene des gemeinen Volkes mit schwacher Entschei- dungskraft und ihm brachte, was dessen Verstand angemessen war, und wie er zu dem mit großer Verstandeskraft und gesundem Einsichtsvermögen brachte, was dessen Verstand an- gemessen war. Da wußten sie, daß dieser Mann durch die göttliche Ausgießung etwas besaß, das sich jenseits des Stadiums des Verstandes befindet, und daß Gott ihm ein Wissen darum und eine Macht darüber gegeben hatte, die er ihnen selbst nicht gegeben hatte. So erkannten sie seine Vorzüglichkeit und seinen Vorrang ihnen gegenüber an, glaubten an ihn, erklärten ihn für wahrhaftig und folgten ihm nach. Er bestimmte für sie die Handlungen, die Nähe zu Gott bewirken, und belehrte sie über die möglichen Dinge, welche Gott erschuf, die vor ihnen verborgen sind, und über das, was durch Ihn bei ihnen in der Zukunft geschehen würde. Er brachte ihnen [Berichte über] die Auferstehung, die Versammlung, die Musterung, den Garten und das Feuer. So folgten nun aufeinander die Gesandten den verschiedenen Zeiten und unterschiedlichen Situationen entsprechend, und jeder einzelne von ihnen erklärte den Vorgänger für wahrhaftig. Sie waren niemals verschiedener Meinung über die Wurzeln, auf denen sie gegründet waren und über die sie sich äußerten - wenn auch die Vorschriften verschieden waren. Es wurden geoffenbarte religiöse Gesetze herabgesandt, und es kamen Vorschriften herab; das bestimmende Merkmal war die Zeit und die Situation, wie Gott sprach: JEDEM VON EUCH GABEN WIR EIN GESETZ UND EINEN WEG (5,48). So stimmten ihre Grundlagen überein, ohne daß es darüber in ir- gendeiner Sache einen Widerspruch gab. Sie unterschieden zwischen den prophetischen, von Gott durch Offenbarung festgelegten Bestimmungen und den von den Weisen niedergelegten weisen Bestimmungen, die von ihrem spekulativen Denken erfordert wurden, und sie verstanden, daß dieser [prophetische] Befehl vollkommener war und ohne Zweifel von Gott kam. So nahmen sie an, was er sie lehrte über die unsichtbaren Dinge. Sie glaubten an die Gesandten, und keiner von ihnen widersetzte sich, mit Ausnahme dessen, der sich selbst nicht ins Gewissen redete in Hinsicht auf sein Wissen, sondern seiner Willkür folgte und die Führung über seine Mitmenschen suchte. Er war unwissend in bezug auf seine eigene Seele und seinen Wert und unwissend in bezug auf seinen Herrn. So war die Grundlage und die Ursache für das Niederlegen der Offenbarungsreligion im Universum das Streben nach der guten Ordnung des Universums und nach Erkenntnis von Gott, die der Verstand nicht erfassen kann, weil er sie nicht durch eigenes Reflektieren annehmen kann. Das heißt, der Verstand kann [diese Erkenntnis] nicht unabhängig unter Erwägung seiner eigenen Einsichtnahme erlangen. Die geoffenbarten Bücher brachten also diese Erkenntnis herab, und die Zungen der Gesandten und der Propheten sprachen über sie. Dann lernten die «Verständigen» ('uqala»), daß es ihrem Wissen um Gott an Dingen gebrach, welche die Gesandten für sie vervollständigten. Mit den «Verständigen» meine ich nicht diejenigen, die heutzutage über Philosophie reden, sondern diejenigen, die sich auf dem Weg der Propheten'" befinden, nämlich sich mit ihrer Seele beschäftigen, sich asketischen Disziplinen unter- werfen, sich dem inneren Kampf und religiöser Abgeschiedenheit widmen, die sich vorbereiten für die Dinge, die von der himmlischen Welt her in ihren Herzen ankommen, wenn diese rein sind, nämlich für das, was den hohen Himmeln geoffenbart worden ist. Diese sind es, die ich mit «Verständige» meine. Was aber diejenigen betrifft, die sich mit Plappern, Re- den und Disputiererei beschäftigen, die ihre Denkkraft auf die Thematik der Worte ansetzen, die entsprungen sind von den Altvordern, und dabei die Sache vergessen, zu deren Ausdruck jene großen Männer diese Worte verwendet haben, so haben wir ihresgleichen heutzutage unter uns, und sie haben keinerlei Wert für die «Verständigen». Sie verspotten die Religion, verachten die Diener Gottes und weisen nur denjenigen unter ihnen Wichtigkeit zu, die mit ihnen auf derselben Stufe stehen. Die Liebe zur diesseitigen Welt, das Verlangen nach Rang und Führerschaft hat ihre Herzen überwältigt. So hat Gott sie erniedrigt, so wie sie das Wissen erniedrigt haben, und Er hat sie verächtlich gemacht und gedemütigt; Er hat sie an den Türen der Könige und Herrscher Zuflucht nehmen lassen - der Un- wissenden -, und so werden sie erniedrigt von den Königen und Herrschern. Die Worte solcher Leute werden nicht geachtet. GOTT HAT IHRE HERZEN VERSIEGELT und SIE TAUB GEMACHT UND IHRE BLICKE GEBLENDET (47,23), und dabei haben sie unter sich selbst den übertriebenen Anspruch, daß sie die besten in der Welt sind. Selbst der Jurist, der in Gottes Religion Gutachten abgibt, dabei aber einen Mangel an frommer Umsicht zeigt, ist in jeder Hinsicht besser als jene. Denn diejenigen, die Glauben haben, auch wenn sie ihn dadurch erwerben, daß sie der Autorität anderer folgen, sind besser als jene, die nach ihrer eigenen Meinung «Verständige» sind. Gott möge verhüten, daß der «Verständige» Eigenschaften hat wie diese! Wir haben von solchen Leuten (d, h. den wahren «Verstau- digen») wenige wahrgenommen. Sie haben die größte Erkenntnis von der Rangstelle der Gesandten, folgen am meisten den Gebräuchen des Gesandten (Muhammad) und bewahren sie am stärksten. Sie kennen die Verherrlichung, die sich für die Majestät des Allwahren geziemt, und sie wissen, womit Gott Seine Diener unter den Propheten und den Freunden Gottes, die ihnen folgen, ausgezeichnet hat an Wissen um Gott durch eine besondere göttliche Ausgießung, die außerhalb des gewohnten Lernens liegt, das durch Studium und Bemühung erlangt wird und welches der Verstand auf Grund seiner Denkkraft nicht zu erreichen vermag. Ich habe einem von ihren Großen zugehört. Er hatte gesehen, was Gott mir an Wissen über Ihn aufgetan hat - ohne spekulatives Denken und ohne Lesen, sondern durch eine Abgeschiedenheit, in der ich alleine war mit Gott, während ich nicht· zu denen gehörte, die [solches Wissen] suchen. Und er sagte: «Gelobt sei Gott, daß ich mich in einer Zeit befinde, in der ich einen gesehen habe, dem Gott Seine Barmherzigkeit gegeben und den Er Sein Wissen gelehrt hat.
GOTT ERWÄHLT FÜR SEINE BARMHERZIGKEIT, WEN ER WILL, DENN GOTT IST VON GROSSER HULD. GOTT SPRICHT DIE WAHRHEIT, UND ER FÜHRT AUF DEN [RECHTEN] WEG. (33,4)
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