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20.03.2018

«So sind die Menschen!»

«So sind die Menschen!»

Was die Grundlagen betrifft, auf die ich mich in dieser Sache stütze, so sind sie sehr zahlreich. Es wurde uns überliefert von Abû Bakr as-Siddiq möge Gott Wohlgefallen an ihm haben! --‚ daß er am Tage, da Mekka erobert wurde, im Vortrefflichen Jahrhundert, als vom Halse eines Mitgliedes seinet Familie eine Halskette verlorenging, seufzte und sagte: «Redlichkeit ist heutzutage verschwunden unter den Menü Sehen.» Er urteilte über die Zeit aufgrund dieses einen Ereignisses. Dies wird erwähnt in den Prophetenbiographien über den siegreichen Angriff auf Mekka.
Die andere Grundlage zeigte Â’isa auf möge Gott Wohlgefallen an ihr haben! Als sie die Zeit betrachtete, in der sie lebte, deren Leute, den Geiz und die tadelnswerte Lage, in der sie sich befanden, seufzte sie und sagte: «Wie recht hatte doch Labîd, der sagte:
<Es gingen die, unter deren Schutz man lebte. Ich aber bleibe unter den Nachfolgern, die sind wie die Haut eines Räudigen.>»

Dann sagte Â’isa: «Wie Wäre es gewesen, wenn er unsere Zeit erreicht hätte?» Und so tadelte sie ihre Zeit und deren Leute.

Es ist uns über mehr als einen von al-Qusairi49 überliefert worden . . . möge Gott ihm barmherzig sein -, daß er in seiner Risâla über die Leute seiner Zeit Tadel ausgesprochen habe. Diese Person, die mir widersprochen hatte, hatte die Risâla gehört und hatte seinen Tadel richtig gefunden. Dann sagte er: «Und es blieb in unserer Zeit von den Leuten dieser Gruppe nur ihre Spur zurück.»
Was die Zelte betrifft, so sind sie wie ihre Zelte, doch ich sehe, da13 die Frauen des Stammes anders sind als ihre Frauen. Lauheit hat sich eingestellt auf diesem Weg -ja, der Weg ist in Wahrheit sogar ausgelöscht worden. Al-Qusairi tadelt sie auf stärkste Weise am Anfang der Risâla. Und da sie unter den Menschen von Hand zu Hand geht, lassen wir davon ab, seine Worte wörtlich anzuführen. Es wurde uns mehrfach von Abû Hâmid5° und anderen. . . von Abû l-Muhallab überliefert, daß er sagte: «Ich kam am Meeresstrand vorbei, da sah ich einen jungen Mann, der sich eine Grube im Sand ausgegraben hatte. Ich befragte ihn darüber, und er seufzte. Dann sagte er, indem er die Leute seiner ‚ Zeit tadelte: <Die Wege sind rauh geworden, und die, welche ihnen folgen, sind wenige geworden. Sie haben sich gebettet auf Konzessionen (ruhas), haben sich den Irrtum bequem gemacht und entschuldigen sich durch den Irrtum derer, die vergangen sind> und dergleichen mehr. Dann stand er auf und ging dahin auf dem Wasser, bis er vor mir verschwand.» Hast du jemals gesehen, daß dies jemandem passiert wäre, der über das redet, was ihn nicht betrifft?
Es wurde uns auch von mehr als einem eine Überlieferung von Abû Sâlih gebracht, der sagte: «Als in der Zeit des Abû Bakr -möge Gott Wohlgefallen an ihm haben! die Leute von Yemen kamen und den Koran hörten, begannen sie zu weinen. Da sagte Abû Bakr: <So waren wir auch, dann verhärteten sich die Herzen.>»
Es ist auch als sicher überliefert worden, daß der Prophet Gott segne ihn und gebe ihm Heil seine Gefährten zurechtgewiesen habe, die wegen ihres Islams in Mekka gefoltert wurden. Zu ihnen gehörte Habbäb5" möge Gott Wohlgefallen an ihm haben -, der heftige Heimsuchung wegen seines Islams erlitt. Habbâb sagte: «Wir beklagten uns beim Propheten Gott segne ihn und gebe ihm Heil! über die Heimsuchung, die uns betroffen hatte, und sagten: <Willst du nicht für uns zu Gott beten? Willst du nicht für uns um Beistand bitten?> Da setzte er sich auf, mit rotem Gesicht. Dann sagte er: <Bei Gott, wenn Von denen, die vor euch kamen, ein Mann ergriffen wurde, eine Säge auf seinen Kopf gesetzt und er in zwei Teile gespalten wurde, konnte ihn nichts von seiner Religion abbringen. Und er wurde gekämmt mit eisernen Kämmen, zwischen den Sehnen und dem Fleisch, doch nichts konnte ihn von seiner Religion abbringen.
>» O Gegenredner, dies sind die Grundlagen, auf die ich mich stütze in meinem Tadel der Leute meiner Zeit. Möge Gott mich nicht zusammen mit ihnen versammeln und mich nicht in ihrem Zustand sterben lassen. Warum unterstützt du mich nicht in dieser meiner Rede? Du weißt doch, daß sie die Wahrheit ist und es sich heutzutage so verhält, wie ich es beschrieben habe. Und willst du nicht weinend über deine Seele zu mir kommen, während ich dasselbe tue? Es mag dann wohl sein, daß Gott uns gnädig ist! Bist du nicht für dich selbst damit einverstanden gewesen, daß du ein schmeichelnder Heuchler und für die Schmeichler ein Führer geworden bist? Nein, bei Gott, ich bin nicht mit diesem Zustand einverstanden! So wende dich wieder zu Gott und kehre zu Ihm zurück, denn Er wird zu dir zurückkehren. Komm, laß uns Trauerfeier und Klage beginnen über die Unzulänglichkeit im kurzen Leben und über die Beschäftigung mii Nichtigkeiten und die Freude an leerem Gerede, mehr noch, die irreführendsten eitlen Reden.
Wir aber sagen: Bei Gott, jeder, für den diese Rede schwer zu ertragen ist, besitzt die Eigenschaft, die wir beschrieben haben, und deswegen ist er beunruhigt. Wäre er aber schuldlos gewesen, wäre er dabei ruhig geblieben, so wie er ruhig geblieben wäre bei unserem Aussprechen eines Tadels der Diebe, der Straßenräuber und ähnlichem. Da er aber darin mit eingeschlossen war, floh er in den Widerspruch. Er vergrößert den Abstand von Gott dadurch, daß’ er das Wahre zurückweist. Sein Widerspruch uns gegenüber in dieser Sache ist nicht die erste Träne, die über die Spuren des verlassenen Lagers vergossen wurde.” Es wird nämlich immer so sein, daß jeder, der in tadelnder Weise über die Seele und ihre Zustände spricht, ihre Unzulänglichkeiten ans Licht bringt und ihre Sache tadelt -sei es im einzelnen oder im allgemeinen -‚ zu jeder Zeit in seiner Zeit getadelt wird, weil der Tadel mit den Zielen der Seele nicht übereinstimmt. Wenn aber seine Generation ausgelöscht und verstorben ist und eine andere Gruppe nach ihr heranwächst, dann wird der Wert dessen, was er gebracht hat, erkannt, und man wird sagen: «Es sagte Soundso -möge Gott Wohlgefallen an ihm haben!» -So sind die Menschen gewesen.

Annemarie Schimmel



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