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20.03.2018
Hochmütige Herzen und verborgene Perlen
Hochmütige Herzen und verborgene Perlen
Was die Leute deiner Zeit betrifft, so würdest du, bei Gott, wenn sie dir gezeigt würden und du in ihre Gesichter schautest, starre Augen sehen, die sich dennoch bewegen, ohne erloschen zu sein. Wenn du auf ihre Seelen schaust, siehst du hochmütige Seelen. Schaust du auf ihre Herzen, siehst du achtlose Herzen, der Kultivierung des Hohen und Heiligen ermangelnd, die verödet sind auf ihren Thronsitzen, Dickichte sind sie für reißende Löwen und Lagerstätten für heulende Wölfe. Wir wollen Gott, den Erhabenen, bei ihrem Anblick um Wohlbefinden bitten.
Wie weit entfernt sind sie doch, o mein Freund, von Leuten, deren Eigenschaften Abû l-Faid möge Gott, der Erhabene ihm barmherzig sein beschrieben hat, wo er sagt: «Gott hat wahrlich Hervorragende und Auserlesene unter seinen Geschöpfen.» Man sagte zu ihm: «O Abû l-Faid, was ist ihr Zeichen?» Er sagte: «Wenn der Gottesdiener die Bequemlichkeit ablegt, das Streben nach Gehorsam annimmt und das Abfallen des weltlichen Ranges wünscht.» Dann sagte er:
«Es verhindert der Koran mit Verheißung und Drohung, daß die Augäpfel ruhig schlafen in der Nacht.
Sie haben des edlen Königs Worte verstanden
in der Weise, dal3 sich die Hälse für Ihn erniedrigen und sich beugen.»
Da sagte einer, der sich in seiner Gesellschaft befand: «Wer sind diese Leute, o Abû l-Faid möge Gott dir barmherzig sein?» Er sagte: «Ach! Diese sind Leute, die ihre Knie zu einem Kopfkissen für ihre Stirnen und den Erdenstaub für ihre Seiten zu einer Ruhestätte machen. Diese sind Leute, deren Fleisch und Blut der Koran durchdringt. Er entfernt sie von den Ehepartnern und bewegt sie bei der Reise am Anfang der Nacht.42 Sie haben ihn auf ihr Herz gelegt, und es ist weit geworden. Sie haben ihn an ihre Brust gedrückt, und sie ist geöffnet worden. Ihre geistigen Kräfte sind aufgestiegen mit ihm und haben sich ~ bemüht. Für ihre Dunkelheit haben sie ihn zu einer Lampe gemacht, für ihren Weg zu einer deutlichen Führung und für ihren Beweis zu einer Erhellung. Es freuen sich die Menschen, sie aber sind traurig. Es schlafen die Menschen, sie aber wachen des Nachts. Die Menschen brechen das Fasten, sie aber halten es. Die Menschen wähnen sich sicher, doch sie haben Furcht. So sind sie die, welche Furcht haben, sich vorsehen und ängstlich sind, die Mitleid empfinden, die sich vorbereiten. Sie beeilen sich, nicht die Gelegenheit [zum Dienst an Gott] zu verpassen und bereiten sich vor für den Tod» und so weiter bis zum Ende der Geschichte, wie sie uns Abû l-Hasan ‘Ali ibn Mûsâ im Jahre 594 (1198) berichtet hat. Dies sind, wie du weißt, o mein Freund, diejenigen, die unsere Herren sind, und dies ist seine Beschreibung der Freunde Gottes, damit hat er sie geschmückt, so hat er sie mit eigenen Augen gesehen.
In diesem Lande habe ich solche angetroffen, die sich mit den Hosen der jungen Männer bekleiden, deswegen aber keine Scham vor dem Barmherzigen empfinden. Sie kennen die Bedingungen der Gebräuche und die Verpflichtungen nicht. Sie taugen nicht einmal dazu, Bedienstete in den Aborten zu sein. Trotz alledem, o mein Freund, können sie doch, bei Gott, die Muscheln sein, die erlesene Perlen in sich bergen, oder ein Heckenzaun an einem Obstgarten, der in Blüte steht. Unter ihnen gibt es den Aufrichtigen und den Wahrheitsliebenden, ohne daß er erkannt wird, und den fähigen Kundigen, der jedoch beiseite gelassen und übersehen wird. Er wird nämlich gemäß der Lage eingeschätzt, in der die anderen Menschen sich befinden, weil er mit ihnen zusammen den Wohnsitz teilt, obwohl sie doch in keiner Weise Umgang miteinander haben. Es geschah, da8 ich einen von ihnen in Ägypten traf, in einem Sufi-Versammlungshaus in Kairo, einen Mann mittleren Alters, der beinahe noch ein junger Mann war, an dem nichts auszusetzen war. Ich erfreute mich an ihm, denn ich fand keinen anderen wie ihn. Auch kam ich in Arbela mit einem geistigen Meister zusammen, der unter den Leuten der «Meister der geistigen Meister» genannt wurde -so sagte er mir selbst. Ich sah, daß er jedem, der mit ihm sprach, Gerechtigkeit widerfahren ließ möge Gott Wohlgefallen an ihm haben! Er behauptete, daß es für Gott im Maghreb niemanden gäbe, der den Weg zu Ihm kenne oder ihn zu kennen suche. Es wollte dein Freund nicht auf ausdrückliche Weise mit ihm sprechen und ihm gegenüber keine Einwände erheben. Dann sah ich aber, daß dies eine Katastrophe und ein widerwärtiges Geschick wäre, und da brachte ich ihm gegenüber ein weniges von dem zum Ausdruck, was Gott dir an Geheimnissen gewährt hat. Dann erwähnte ich danach einige von den mystischen Zuständen unseres Herrn Abû Madyan, Quintessenz der Frommen, und er war immerzu verblüfft über das, was er hörte. Er sagte: «Ich konnte mir nicht vorstellen, dal3 es so et= was in den Ländern des Maghreb geben könnte.» Dann unterbreiteten einige meiner Gefährten ihm eine Frage über die inneren göttlichen Wahrheiten, die sich auf die Hervorbringung der Hölle beziehen, und, bei Gott, er sagte nicht mehr als «Ich weiß nichts darüber!» Da ging er mit sich selbst zu Gericht und erkannte seinen Mangel, seine Gesprächigkeit verebbte, und seine Lichtblitze erloschen. Darauf sagte ich zu ihm: «So verhält es sich bei dir mit mir, ich aber bin zu mangelhaft gediehen und habe ein zu geringes Ansehen, um unter sie gezählt zu werden und mit ihnen in Verbindung gesetzt zu werden. Wie erginge es dir wohl, wenn du die Großen und die edlen Herren erblicken würdest, die Ungewöhnlichen, die sich im Maghreb befinden?» Da unterwarf er sich und ergab sich, und ich lobte Gott für das, was Er eingegeben und gelehrt hatte.
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