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31.03.2017

MUHYIDDIN IBN ARABI TRAKTAT UBER DIE EINHEIT „RISALATUL-AHADIYAH“

Fragt jemand: „Was ist eine Bindung ohne Bindung, Nähe ohne Nähe, Entfernung ohne Entferntheit?” Die Antwort: Der Zustand, den du als „Nähe” bezeichnest ist nichts als Er der Gepriesene. Du bist nicht anders als Er; aber du kennst nicht dein „Nächstes”; du wußtest nicht, daß du Er bist, und nicht Du. Wenn du zu Allah kommst, d. h. sobald du dich selber kennst, „ohne eine, in Worte gefaßte, rein intellektuelle Kenntnis”, dann erkennst du, daß du Er bist, und daß du augenscheinlich nicht wußtest ob du Er warst oder nicht. Wenn die Erkenntnis zu dir gelangt ist, wirst du wissen, daß du Allah erkannt hast, und das nicht durch dich selbst. Nehmen wir ein Beispiel: Angenommen du weißt nicht, daß du Mahmud heißt, oder daß du Mahmud gerufen werden solltest denn der wahre Name und der, der ihn trägt sind in Wirklichkeit identisch. Du dagegen meinst, du hießest Mahmud; nach einiger Zeit des Irrtums jedoch findest du heraus, daß du Mahmud bist, und niemals Mohammad warst. Währenddessen existierst du weiter (wie zuvor), dies aber ohne den Namen Mohammad, weil du erfahren hast, daß du Mahmud bist und niemals Mohammad warst. Du hast aber nicht durch eine Auslöschung deiner selbst aufgehört Mohammad zu sein, denn aufhören zu existieren (fana) bedingt eine vorhergehende Existenz. Somit gibt der, welcher ein Sein außerhalb von Ihm setzt, Ihm -er sei gelobt und sein Name sei gepriesen einen Verbündeten. (In unserem Beispiel hat Mahmud nichts verloren. Mohammad hat niemals (wörtlich: geatmet) in Mahmud gelebt, ist niemals in ihn ein-oder aus ihm heraus, gegangen und gleichfalls Mahmud in Bezug auf Mohammad. Als Mahmud erkannt hat, daß er Mahmud ist und nicht Mohammad, da hat er sich erkannt, d. h. er hat sein „Nächstes” erkannt, und das durch Sich selbst und nicht durch Mohammad, denn letzterer war gar nicht. Wie hätte er dann irgendeine Information geben können?

Somit sind „der, der kennt” und das „Erkannte” identisch, genau wie „derjenige, welcher ankommt” und „das, zu dem man gelangt”, „derjenige, der sieht” und „das Gesehene”. „Derjenige, welcher Weiß” ist Seine Benennung; „Was gewußt ist” ist seine Substanz oder „innere Natur”. „Derjenige, welcher ankommt” ist Seine Benennung; „Dasjenige, zu dem man gelangt” ist seine Substanz. Somit sind Eigenschaft und der sie besitzt identisch. Das ist die Erklärung der Aussage: Wer sich kennt, kennt seinen Herrn. Wer die Bedeutung dieses Vergleichs begreift, versteht, daß es weder Vereinigung (Annäherung oder Ziel) noch Trennung gibt. Derjenige welcher ist, versteht, daß Er der „Wissende” wie auch das „Gewußte” ist. Er ist „der, der ankommt”; und „das, zu dem man gelangt” ist Er ebenfalls. Kein anderer als Er kann sich Ihm anschließen oder gelangt zu ihm. Niemand anderes als Er kann sich von Ihm trennen. Wer immer dies versteht ist ganz und gar frei von Idolhaftigkeit.

Die meisten der Eingeweihten, die ihr „Nächstes” sowie ihren Herrn zu kennen glauben, und die sich vorstellen, den Bindungen der Existenz entweichen zu können, sagen, das „der Weg” nicht durchführbar oder gar sichtbar ist, außer durch „das Auslöschen der Existenz” und der „Auslöschung dieser Auslöschung”. sie behaupten dies, weil sie in keiner Weise die Worte des Propheten der von Allah gesegnet ist und dem er beisteht -verstanden haben. Da sie von der Idolhaftigkeit heilen wollten (sie ist ein Resultat von Gegensätzen), haben sie so von der „Auslöschung”, d. h. der, der Existenz, und schließlich von der „Auslöschung dieser Auslöschung” gesprochen; demnach von dem „Sich-entziehen” und letztlich von dem „endgültigen Verschwinden”. Aber all diese Erklärungen führen ganz einfach wieder zurück zur Idolhaftigkeit, denn wer immer behauptet, daß irgendetwas anderes außer ihm ist, was sich späterhin auflöst, oder wer von der Auslöschung der Auslöschung dieser Sache spricht, der, so sagen wir, macht sich durch diese seine Behauptung, nämlich, daß etwas Gegenwärtiges oder Vergangenes außer Ihm ist, der Idolhaftigkeit schuldig. Möge Allah sein Name sei gepriesen sie, sowie auch uns, auf den rechten Weg führen.
Vers:
Du dachtest, du seiest du selber, jedoch, du bist nicht, und hast auch niemals existiert, wenn du du selber gewesen wärest, so wärest du der Herr, der Zweite von zweien! Lasse ab von dieser Idee, denn es ist kein Unterschied zwischen euch beiden in Bezug auf das Sein. Er unterscheidet sich nicht von dir, und du unterscheidest dich nicht von Ihm, wenn du aus Unwissenheit sagst, daß du anders als Er seist, dann bist du ein grober Denker. -Hört deine Unwissenheit auf, wirst du sanft, denn deine Vereinung ist deine Trennung und deine Trennung ist deine Vereinung. Dein Entfernen ist ein Nähern und dein Nähern ist eine Trennung. So wirst du weiser. Höre auf zu kalkulieren, und verstehe über das Licht der Intuition, ohne die das was von ihm ausstrahlt dir aufgeht. Hüte dich wohl, Allah einen Zweiten beizumessen, denn so erniedrigst du dich, und das durch den Respekt vor Idolhaftem. Wenn jemand sagt: „Du gibst vor, daß die Kenntnis deines „Nächsten” die Erkenntnis ist, d. h. die Kenntnis Allahs sein Name sei gepriesen; würde der Mensch, der anders als Allah ist, sein „Nächstes” verstehen? Könnte derjenige, der anders als Allah ist, Ihn kennen? Wie könnte er zu Ihm gelangen? „die Antwort ist: „Wer seinen „Nächsten” kennt, kennt seinen Herrn”. Wisse, daß die Existenz eines solchen Menschen weder die seine, noch die eines anderen, sondern die Allahs ist (ohne irgendeinen Verschmelzen der beiden Seinszustände in einem) ohne daß seine Existenz in Gott eingeht oder aus ihm heraus, ohne daß er mit oder in ihm ist. Aber er sieht seine Existenz als das, was sie ist. Nichts ist erstanden was nicht schon vorher existiert hat, und nichts hört auf zu existieren durch ein Beenden, durch Auslöschung oder Auslöschung der Auslöschung selbst. Das Vergehen einer Sache bedingt seine vorherige Existenz. Zu behaupten, das eine Sache durch sich selbst existiert, hieße, daß man glaubt, daß diese Sache sich selbst geschaffen habe, und daß sie nicht Ursprung in Allah hat. Dies aber Wäre absurd für aller Augen und Ohren. Du solltest erkennen, daß die Erkenntnis dessen, der sein Nächstes kennt, die wahre Erkenntnis ist, die Allah selbst von Seinem „Nächsten” besitzt, von Sich-selbst, denn Sein „Nächstes” ist nichts als Er-selbst. Der Prophet-den Allah segnet und dem Er beisteht- wollte mit dem „Nächsten” das Sein selbst bezeichnen. Was immer diesem Seelenzustand widerfahren ist, sein Äußeres und sein Inneres sind nichts anderes als Allahs Sein, das Wort Allahs; sein Wirken ist das Wirken Allahs und seine Behauptung, daß er sein „Nächstes” kennt, ist die Vorgabe der Erkenntnis, d. h. der höchsten Erkenntnis Allahs. Du hörst seine Behauptung, du siehst sein Handeln, und du erblickst einen Menschen, der anders als Allah ist (wie du auch dich selbst von Allah verschieden siehst).



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