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31.03.2017

MUHYIDDIN IBN ARABI „RÛHU´L-KUDS“ Der Geist der Heiligkeit über die Beratung der Seele

ERSTER TEIL

Prolog

Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Erbarmers Sein ist die Macht und die Kraft

Und möge Gott unseren Herrn Muhammad und seine Familie segnen.

Vom schwachen Gottesdiener dem aufrichtigen Ratgeber, dem mitleidigen, dem befohlen ist, seinen Brüdern nachdrücklichen Rat zu geben, der darin der Strengste ist [gegenüber sich selbst] im Gegensatz zu den Leuten seiner Zeit, Muhammad ibn ‘Ali ibn Muhammad ibn ‘Arabi at-Tâ’i al-Hâtimi, möge Gott der Erhabene ihm Erfolg verleihen an seinen Freund in Gott, dem Erhabenen, und seinen Bruder, die starke Stütze Abû Muhammad ‘Abd al-‘Aziz ibn Abi Bakr al-Qurasi al-Mahdawi, wohnhaft in Tunis. Möge Gott, der Erhabene ihn fortwährend wohlbewahrt und mit bestem göttlichen Schutz und mit Schirmherrschaft bewacht halten. Friede sei mit dir und die Barmherzigkeit Gottes und Sein Segen.

Ich preise Dich, Gott -Es gibt keinen Gott außer Ihm und ich bitte um Segen für Seinen Propheten, unseren Herrn Muhammad, seine Familie und seine Gefährten, und Gott schenke Heil.

Der Gläubige ist der Spiegel seines Bruders
O Bruder, der aufrichtige Rat ist das Beste, was zwei Gefährten sich gegenseitig antun können und womit zwei Freunde das abendliche Gespräch bestreiten können. Selten dauert heutzutage eine Freundschaft an, die nicht auf der Basis von Schmeichelei beruht. Es ist wohlbezeugt, daß der Prophet gesagt hat: Die Wahrheit hat ‘Umar keinen Freund gelassen! Uwais al-Qarani”sagte zu einem Mann von den Murâd: «O Bruder von den Murâd, der Tod und das Gedenken seiner lassen für einen Gläubigen keine Freude übrig, das Wissen des Gläubigen um die Rechte Gottes, des Erhabenen, lassen in seinem Besitztum weder Silber noch Gold übrig, und sein Bestehen auf der Wahrheit um Gottes willen läßt für ihn keinen Freund übrig.»

Jeder Mensch nimmt den aufrichtigen Rat von einem anderen, nicht aber von sich selbst an, es sei denn, Gott, der Erhabene, verleiht ihm Erfolg. Wenn das so ist, empfindet er es als angenehm, über die Mängel seiner selbst zu hören besonders dann, o Bruder, wenn du sie in deinen geselligen Zusammenkünften allgemein, losgelöst von einer genauen Zuweisung vorbringst und es dann für dich feststeht, daß dies die Wahrheit ist. Wenn du dann zur Seele sagst: «Dich meine ich mit dieser Rede! Der Gläubige ist ja der Spiegel seines Bruders, und ich habe in dir etwas gesehen, was es für mich notwendig macht, mit dir darüber zu sprechen», dann ist die Seele hochmütig und sagt: «Gelobt sei Gott, ich bin doch nur ein Spiegel deiner selbst, auf daß du in mir sehen mögest, und einem wie mir sollte so etwas gesagt werden?» Die Seele ist nämlich blind ihren Mängeln gegenüber und sehend gegenüber den Mängeln anderer, und es führt dein aufrichtiger Rat für sie in einer einzigen Angelegenheit dazu, daß sie sich mit vielen verbotenen Dingen beschäftigt, als da sind Lüge und Heuchelei. Wie selten ist es, o mein Freund, daß der aufrichtige Ratgeber heutzutage einen aufrichtigen Freund hat! Ich habe darüber gedichtet:

Da ich dem aufrichtigen Rat und den Einzelheiten anhänge, lassen diese beiden mir unter den Menschen keinen Freund.

Beim ewigen Gott, keine Lüge habe ich ausgesprochen, und ich habe nichts gesagt, außer dem, was ich fand. Es weiß mein

Freund -möge Gott, der Erhabene, ihn andauern lassen --, dag ich während der Tage meines Aufenthalts bei ihm nur mit ständigem aufrichtigen Rat Umgang mit ihm pflegte, bis er eines Tages beim Abendessen mir gegenüber von Angesicht zu Angesicht sagte: «Du übst viel Kritik», und als Protest führte er mir gegenüber die Sache des Ibrahim ibn Adham7‘4 vor. Dann zitierte er die Worte dessen, der gesagt hat:

Das Auge der Zufriedenheit ist für jeglichen Mangel zu schwach, so Wie das Auge der Unzufriedenheit die schlechten Seiten ans Licht bringt.

Da machte ich ihm deutlich möge Gott ihm Erfolg verleihen, daß dies die Station desjenigen ist, der dich um seiner selbst willen liebt. Was aber denjenigen betrifft, der dich um deinetwillen liebt, so führt kein Weg dahin. Da nämlich Gottes Liebe für uns um unsertwillen da ist, nicht um Seiner Selbst willen, macht Er uns auf unsere Fehler aufmerksam und deckt unsere Mängel für uns auf, er führt uns hin zu den edlen Charaktereigenschaften und den löblichen Handlungen, Er macht für uns den Weg zu ihnen deutlich und erhebt für uns die Aufstiegswege. Da wir Ihn aber um unserer selbst willen lieben und nicht wirklich imstande sind, Ihn um Seinetwillen zu lieben dafür ist Er zu erhaben! -, sollen wir zufrieden das hinnehmen, was aus Ihm hervorgeht auch das, was nicht mit Unseren eigenen Zielen übereinstimmt, was unsere Seele verwirft und unsere Natur verabscheut. Der Glückliche ist der, Welcher zufrieden ist mit dem, was von Ihm, dem Erhabenen, kommt. Wer es aber nicht ist, der ist unzufrieden und zürnt. So bitten wir Gott, den Erhabenen, in dieser Sache um Vergebung und um Wohlbefinden für uns und für die Muslime.

C.H.Beck
Ama Giese



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