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10.02.2017
Farid du- Din Attar Die Konferenz der Vögel/Kus Dili (Annemarie Schimmel)
Wie der Wiedehopf den Simurg beschreibt.
Des Simurghs Werk begann, o Hörer, habe acht:
Er zog durch China einst, glänzend zur Mitternacht.
Inmitten Chinas fiel von ihm dann eine Feder,
und voll Erregung ward im ganzen Lande jeder.
Ein jeder hat ein Bild sich an die Brust genommen.
Wer solch ein Bild erblickt, hat sich viel vorgenommen.
Die Feder, sie ist jetzt in Chinas Bildersaal:
>>Sucht Wissen selbst in China « das kommt von diesem Strahl.
Und würde offenkundig nicht dieser Feder Bild,
so gäb es in der Welt Erregung nicht so Wild.
Die Schöpfungen der Kunst sind dieser Feder Werke;
die ganze Welt bezeugt nur dieser Bilder Stärke.
Man kann beschreiben ihn auf keine Art und Weise
so darf man auch nicht mehr jetzt von ihm sprechen . . . leise!
>>Sucht Wissen selbst in China« dem Propheten Muhammad zugeschriebener Rat.
China wird in der islamischen Literatur immer mit der Kunst des Malens verbunden.
DRITTES KAPITEL
Als erster Vogel erscheint die berauschte Nachtigall, die aus Liebe gar nicht mehr weiß, ob sie existiert oder nicht; für sie ist es genug, da]? sie die Rose liebt,
Denn nicht erträgt den Simurgh die trunk’ne Nachtigall- Die Liebe zu der Rose genügt der Nachtigall!
Der Hudhud tadelt sie: Dies sei nur eine flüchtige Liebe, und schließlich habe die Rose ja auch Dornen:
Entzückt die Rose dich an solchen Tagen- Die ganze Nacht lässt sie dich bitterklagen!
Und daher wäre es besser, mit Zorn auf die treulose Blume zu blicken.
Das wird exemplifiziert an der Geschichte von dem Bettler; der eine wunderschöne Prinzessin sieht und, von ihrem Lächeln bezaubert, sich so in sie verliebt, daß er sieben fahre mit ihren Hunden zusammen schläft. Dann wollen ihre Diener und Wächter ihn töten, weil er stört. Er ist bereit zu sterben, und fragt die Prinzessin, warum sie ihm denn zugelächelt habe und er erfährt, daß sie ihn nicht angelacht, sondern wegen seines elenden Aussehens ausgelacht habe.
VIERTES KAPITEL
Nun entschuldigt sich der Papagei, zuckerredend, der sich grün gekleidet hat wie Chidher, weil er das Lebenswasser sucht und deswegen nicht mit dem Hudhud auf die Reise gehen will.
Der Hudhud zeigt ihm, wie töricht dieser Wunsch ist:
Da war ein Irrer von sehr hohem Rang, zu dem einst Chidher sprach: «Vollkommner Mann, möchtest Vielleicht du mein Gefährte sein?»
Der sprach: «Hab’ nichts mit dir zu tun, oh nein du hast das Lebenswasser ja getrunken,
damit dein Leben lange Zeit bestehe! Ich aber laß das Leben gerne fahren, denn ohne den Geliebten nützt mir’s nichts; bin willens nicht, wie du, es zu bewahren nein, täglich schenk’ ich meine Seele weg! ’s ist besser, daß ich wie die Vögel frei von Schlinge und von allen Banden sei!»
FÜNFTES KAPITEL
Der Pfau erscheint, schön wie eine Braut, und stolz darauf, da/S’ der «Maler der unsichtbaren Welt» ihn so farbenprächtig gemalt hat. Leider habe er aber im Paradies sich von der Schlange betören lassen und sei deshalb des Paradieses verwiesen worden. Er möchte daher nur wieder ins Paradies zurück und nicht bis zum Simurgh.
Der Hudhud tadelt ihn, denn der Garten Eden sei nur ein winziger Tropfen aus dem Meer der Gottheit:
Wenn du den Weg zum Meere findest, schau, Warum läufst du zu einem Tropfen Tau?
Die Geschichte erzählt, warum Adam das Paradies aufgegeben hat; es war ihm nicht edel und hoch genug, und er wollte selbst unter Schmerzen doch Gott allein ersehnen und begehren, wie es des Edlen würdig ist.
Der Legende nach verwandelte sich der Teufel in eine kleine harmlos aussehende Schlange und ließ sich vom Pfau ins Paradies tragen, um dort Adam und Eva zu verführen.
Der Gedanke, das der «Fall» Adams in Wirklichkeit von ihm selbst gewollt war, damit er den Weg des sehnsüchtigen Liebenden gehen konnte und nicht in einem statischen Paradies leben musste, erscheint auch sonst bei ‘Attar. Der gleiche Gedanke ist in moderner Zeit im Werke Muhammad Iqbals aufgegriffen worden, der den «Fall» für die große Chance des Menschen hält.
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