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20.12.2016

MUHYIDDIN IBN ARABI „RÛHU´L-KUDS“ Der Geist der Heiligkeit über die Beratung der Seele

Grüße von Ibn ‘Arabis langjährigem Begleiter und Schüler als Habasi und anderen Freunden an al-Mahdawi, seine Familie und eine Reihe namentlich aufgeführter Freunde, eine Todesnachricht, Angabe von Ort und Datum des Sendschreibens, die Segnungen, um die Ibn ‘Arabi an der Ka‘ba7 für seine Freunde ersucht hat, und die üblichen Segensformeln setzen den Schlußpunkt.

Besonders in den Lebensbeschreibungen werden die Namen einiger Personen, die eine große Rolle im Leben Ibn ‘Arabis gespielt haben, mehr als einmal erwähnt. Sie sollen hier jeweils durch einen kurzen biographischen Abriß herausgehoben werden.

Abü Madyan (st.1197). Aus Sevilla stammend, ließ sich Abû Madyan, nachdem er eine Zeitlang in Fes gelebt und eine Pilgerfahrt nach Mekka gemacht hatte, in Bougie nieder. Innerhalb der EntwicklungSv geschichte der Sufik hat er eine herausragende Rolle gespielt, wie es auch durch die große Anzahl seiner Schüler bezeugt wird. Ibn ‘ArabI lernte Abû Madyans Lehre und Persönlichkeit dadurch kennen, dal5 viele seiner Meister Schüler Abû Madyans waren. Unzählige Male zitiert er ihn mit größter Verehrung, und «eine statistische Untersuchung würde leicht zeigen, daß es von allen Sufis, die er erwähnt, Abû Madyan ist den er nicht einmal getroffen hat -, auf den Ibn ‘Arabi sich am meisten bezieht». So trug er vor allem dazu bei, Abû Madyan in Sufi-Kreisen bekannt zu machen. In dem hier vorgestellten Werk Rûh al-quds wird erzählt, wie zu einem Zeitpunkt, da Ibn ‘Arabi den starken Wunsch hatte, ihn zu treffen, sein verehrter Meister ihm durch einen anderen Sufi die Nachricht zukommen ließ: «Sage Ibn ‘Arabi: was unser Treffen im Geiste betrifft, so steht es fest und wird stattfinden, was aber unser Treffen im Körper in dieser Welt betrifft, so wird Gott es nicht erlauben.»

Abû Madyan starb auf dem Wege nach Marrakesch, wohin ihn der Sultan al-Mansûr (st.II97) bestellt hatte, und wurde in der Umgebung von Tlemcen, in ‘Ubbâd, begraben. Im Jahre 1200 machte Ibn ‘Arabi eine Pilgerreise an seine Grabstätte.

Abû l-‘Abbâs ibn al-‘Arif (st. 1141). Wie Abû Madyan ist auch er bei Ibn ‘Arabi hoch angesehen, übte auf seine Gedankenwelt und die Entwicklung seiner Lehre großen Einfluß aus und wird von ihm saihunâ «mein Meister» genannt. Zusammen mit Abû l-Hakam ibn Barragân, dessen Schüler er war, ist er Hauptrepräsentant der sogenannten <Schule von Almeria>, einer der bedeutendsten Bewegungen im Westen, die bestimmend für die Sufik waren. Von den Lehrern Ibn ‘Arabis waren die meisten dieser Schule oder der Schule des Abü ‘Abd Allah ibn Mugâhid angeschlossen.

Badr al-Habasi (st. 1221). Wie weiter oben schon gesagt, traf dieser im Jahre 1198 mit Ibn ‘Arabi zusammen, wurde sein Schüler und enger Freund und wich 2 3 Jahre lang, bis zu seinem Tode, nicht von seiner Seite als «ein diskreter und stiller Schatten». Er war einer der wichtigsten Überlieferer seines Lehrers. Nach seinem Tod in Malatya blieb nach Ibn ‘Arabis eigenen Worten die Verbindung auf einer anderen Ebene bestehen. Daß er mit dem Tode al-Habasis, der ihn überallhin begleitet hatte, aufhörte zu reisen, hält Claude Addas nicht für einen Zufall.

Abû ‘Abd Allah ibn Mugâhid (st. 1178). Beschrieben als der «Asket von Andalusien», gehörte er zu den berühmtesten Sufis seiner Zeit. Er war auch ein Dichter und gut ausgebildet in Jurisprudenz (fiqh) sowie Koranrezitationen (qirâ’ât). Er zeichnete sich besonders durch die Gewissenserforschung (muhâsabat an-nafs) aus; für Ibn ‘Arabi gehört er in die höchste Kategorie der rnczlämiyya.I4 Ob es ein Treffen zwischen den beiden Männern gegeben hat, läßt sich nicht mit Sicherheit fest. stellen. Einer seiner Schüler, Abû ‘Abd Allâh ibn Qassûm,“ der wiederum einer von Ibn ‘Arabis Meistern war, gab die Lehre der Gewissenserforschung mit den praktischen Einzelheiten an diesen weiter.

Im Jahre 1939 erschien die spanische Übersetzung der Biographien unter dem Titel «Vidas de santones andaluces. La Epistola de la santidad de Ibn Arabi de Murcia» von Miguel Asin Palacios, und 1971 Ralph Austins englische Übersetzung unter dem Titel «Sufis of Andalusia». Austin hat zusätzlich ein weiteres Werk Ibn ‘Arabis benutzt, das ebenfalls biographisches Material enthält, nämlich ad-Durra al-fâhira fi dikr man intafa‘tu bib-i fz‘ rariq al-âbira, «Die prächtige Perle, Aufzählung derer, von denen ich Nutzen gehabt habe auf dem Wege zum Jenseits». Hierbei handelt es sich um eine übersichtartige Kurzfassung eines längeren Werkes, das nach Austin möglicherweise erhalten ist, aber noch zu entdecken bleibt.I6 Das von Austin verwendete Manuskript des arabischen Textes der Durra in Istanbul ist nach seiner Aussage in einer unordentlichen Hand geschrieben, «und es ist manchmal praktisch unmöglich, bestimmte Wörter, Namen und Sätze zu lesen».I7 Da mir diese Handschrift nicht zugänglich war und ich keine Edition kenne, ist die Durra hier nicht einbezogen.

Rab al-quds ist, soweit mir bekannt, in seinem gesamten Umfang bisher noch nicht übersetzt worden. Einer der Gründe dafür könnten die mangelhaften Editionen sein. Ralph Austins Übersetzung basiert ausschließlich auf einer ausgezeichneten Handschrift in der Universitätsbibliothek von Istanbul, die ein Autograph von Ibn ‘Arabi mitsamt von ihm ausgeführten Korrekturen enthält. Da mir diese Handschrift nicht zur Verfügung stand, mußte ich mich mit einer Edition begnügen, die stellenweise zu wünschen übrigließ.

In einem I993 herausgebrachten Ibn-‘Arabi-Sammelband werden von R. Boase und F. Sahnoun verschiedene Abschnitte aus den Teilen vor und hinter den Biographien in einer englischen Übersetzung vorgelegt.18 Die meisten der von den Übersetzern gewählten Passagen stammen aus dem ersten Teil des Werkes.

Die hier folgende Auswahl beginnt mit sieben Abschnitten aus dem ersten Teil (die Überschriften sind meine eigenen):

I. Der Gläubige ist der Spiegel seines Bruders. Aufrichtige Kritik gegenüber der eigenen Seele und damit gleichzeitig Kritik des Freundes da «der Gläubige der Spiegel seines Bruders» ist.

2. Tugend und Schwäche. Über die Tugenden des Freundes al-Mahdawi, denen die Schwächen der Menschen seiner Zeit gegenübergestellt werden.

3. Heuchelei und fette Körper. Religiöse Heuchelei und weltliches Verlangen, deutlich gemacht durch eine Prophetenüberlieferung und Aussprüche der Altvordern.

4. Gottes Freundschaft. Als Gegensatz zum vorigen Thema eine Beschreibung der Eigenschaften der «Leute des Weges», die über die richtige geistige Bildung verfügen und die Freundschaft Gottes genießen können.

5. Hochmütige Herzen und verborgene Perlen. Eine längere Überlieferung vom berühmten ägyptischen Mystiker Dün-Nün als Gegensatz zur «Verwilderung» der Herzen. Korrektur eines Fehlurteils.

6. Das Brähen des Verblendeten. Kritik am Musikhören beim Gottgedenken und an ungezügelten ekstatischen Äußerungen.

7. «So sind die Menschen!» Überlieferungen aus den Anfängen des Islam als Grundlage für die Kritik an den Zuständen der Zeit.

Der zweite Teil des Werkes ist hier mit einer Auswahl von zwölf Biographien vertreten. Der persönliche Ton macht die Gestalten lebendig. Ähnlichkeiten, die aus den Gemeinsamkeiten des geistigen Weges er-* wachsen, kommen ebenso deutlich zum Ausdruck wie Verschiedenheiten, die je nach Charakter und der jeweiligen geistigen Ebene entstehen. Einen besonders warmen Ton kann man bei den beiden Frauen-Biographien wahrnehmen, zum Beispiel wenn von den rosigen Wangen der alten Fâtima die Rede ist, die ihn fast beschämen, so daß er das Gefühl hat, die Augen niederschlagen zu müssen,” oder wenn es heißt, daß Ibn ‘Arabi ihr mit eigenen Händen eine Hütte gebaut habe. Er spricht ihr ein außerordentlich hohes Lob aus, indem er sie «eine Barmherzigkeit für die Welten» nennt. Sams al-Fuqarâ’, bei der Ibn ‘Arabi nach seinen eigenen Worten oft ein und aus ging, hatte seiner Meinung nach eine erstaunlich hohe geistige Station erlangt, und im Kampf gegen ihre Seele übertraf sie alle Männer, die er jemals getroffen hatte.

Die von Austin benutzte Durra" enthält zwei weitere Frauen-Darstellungen: zum einen die einer Sklavin des Herrschers, die Ibn ‘Arabi unter anderem «einzigartig in ihrer Zeit» nennt, und von der er sagt, er habe niemanden gesehen, der ritterlicher sei als sie, und zum anderen die einer Frau, die reich und sehr schön war, aber das weltliche Leben verließ, um sich ganz und gar dem geistigen Weg zu widmen. Ibn ‘Arabi bezeichnet sie unter anderem als «eine der intelligentesten Leute ihrer Zeit».“'

Aus dem dritten Teil des Werkes wurden fünf Abschnitte ausgewählt:

I. Das Weinen des Teufels. Über die Sicherheit vor dem Teufel bei der Niederwerfung während des Gebetes und Charakterisierung der verschiedenen möglichen Seelenzustände bei der Niederwerfung.

2. Himmel und Erde: Barmherzigkeit und Zorn. Die Stellung des Menschen als Bindeglied zwischen der hohen Welt des Himmels und der niederen Welt der Erde, die durch die göttliche Barmherzigkeit gegenüber dem Menschen besteht.

3 . Die Mutter der Dinge. Die verschiedenen Ebenen der Schaffung des Menschen, angefangen mit der allerersten Ursache, der Erschaffung aus dem Nichts.

4. Das Wasser in der Dachtraufe. Nicht-menschliche Meister und Gründe für ihren «Tadel» des Menschen.

5. Der Schmuck Gottes. Die Kennzeichen der Freunde Gottes und der zur Schau gestellte Putz derer, die den richtigen Weg verlassen, deutlich gemacht durch eine lange Prophetenüberlieferung.

Rab al-quds ist nicht nur ein wichtiges Stück Geschichte über Lehre und Praxis der Sufik in Ibn ‘Arabis Zeit, sondern wirft auch ein Licht auf die persönliche Entwicklung des Autors, auf seine jeweiligen Beziehungen zu den beschriebenen Persönlichkeiten und die Erfahrungen, die ihm durch den Umgang mit ihnen vermittelt worden sind.

ERSTER TEIL ....



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