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18.10.2016
Er zog sich zurück und lehnte sich an einen Baum...
Es ist allgemein bekannt, dass es für den Menschen das einfachste zu sein scheint und zu gleich eines der unverständlichsten Dinge ist das Dasein selbst zu begreifen, sprich die Erkenntnis der Existenz. In der Regel macht es keinen Unterschied welcher Traditionslehre islamische Gelehrte angehören - sei es die Tradition der ʿAqīda (arabisch عقيدة), die Tradition der Philosophie oder der Lehre der Sufi-Tradition - denn in ihrer Mehrheit definieren sie die Existenz mit den drei grundlegenden Begriffen:
1. Wāǧib Taʿālā (arabisch واجب تَعَالَىٰ); die Existenz von Ḥaqq Taʿālā (arabisch تَعَالَى حقّ)
2. All erdenklichen Geschöpfe; d.h. all jene die Er erschaffen hat, Geschöpfe deren Wesen im wahrsten Sinne zu sehen ist, mit anderen Worten deren Vorhandensein möglich ist.
3. Jene deren Sein unmöglich ist.
Sowohl islamische Philosophen als auch die Theologen und die Sufis verwenden die o.g. kategorisierenden Definitionen bei der Erklärung des Begriffes des sogenannten Daseins. Doch die Eigentümer dieser Auslegungen, geben dem Dasein den Namen Körper, so dass dessen Existenz obligatorisch wird, diejenigen die diese Kategorisierung des möglich- und unmöglich seins machten sind Menschen der Weisheit; sie sind Ḥakīm (arabisch حكيم). Die Verschriftlichung des Gedankengutes ist in der Regel eine archaischere Form als der Eigentümer eines Werkes zu sein, da die älteste Tradition der Welt die Tradition der Weisheit ist. Denn zuerst erschufen sie schriftliche Werke oder auf Grund der Tatsache, dass diese bis heute erhalten geblieben sind, gelten diese als die ältesten Weisheiten der Welt (z.B. Solon und Äsop - Luqmān - Weisheiten).
Laut der Vertreter dieser Tradition stehen die Begriffe Ungewissheit/Trennung in ihrem Gebrauch in einer Beziehung zueinander. Für die Sufis heißt es bei Körper oder Wāǧib Taʿālā, dass das Mögliche und Unmögliche egal in welchem Sinne sie genannt werden lediglich mit Wāǧib Taʿālā ist. Nun sind die Kategorisierung der Existenz des Wāǧib Taʿālā und die Existenz von anderen Geschöpfen, welche deinerseits oder von den Anhängern der Tradition zum Ausdruck gebracht werden nicht mehr unabhängig von Wāǧib Taʿālā betrachtet werden.
Ja, es gibt das Möglichsein; ja die Erkenntnis des Unmöglich seins trifft auf die Rangordnung des Daseins, aber all diese, sprich Wāǧib Taʿālā; dürfen abgesehen von unvermeidlichen Geschöpfen nicht diskutiert werden.
Aus diesem Grund hat Muhyī d-Dīn Ibn ʿArabī in der Angelegenheit von Šīṯ (arabisch شيث) , die Menschen der Verheißung in drei Kategorien eingeteilt; die Ermittler (Botschafter der Weisheit), die Anhänger des Bösen und jene die glauben so zu sein.
“Die Worte von all jenen die zur Anhängerschaft der Weisen gehören, gelten als die Besitzer eines Inhaltes (Wissen). Allerdings ist dies nicht genug, um das menschliche Herz zu befriedigen. Zudem waren die Besitzer dieser Worte selbst nicht zufrieden.“, sagte er.
Jene die glauben so zu sein werden ohnehin ausgeschlossen.
“Menschen die forschen, welche davon ausgehen dass die Existenz gewisser Geschöpfe sei es das Mögliche oder Unmögliche nur auf die Existenz des Allmächtigen Gottes zurückzuführen ist, konnten gewiss sehr wohl unterscheiden zwischen denen des möglichen Daseins, des unmöglichen Daseins und des obligatorischen Daseins. Dadurch wurden ihre Herzen mit der Wahrheit erfüllt, so dass sie in Frieden ruhten. Die Anderen, so sehr sie sich in dieser Angelegenheit auch bemühten und ihre Taten gerecht und mit guter Absicht ausführten, konnten im Endeffekt nicht von ihrer Zweifel erlöst werden.“, sagte er.
Grundlegend sind die Zweifel des Menschen wie folgt; obwohl er sich dessen bewusst ist das über ihm kein anderes Geschöpf steht außer dem Allmächtigen Gott, doch glaubt er wegen seiner eigenen Gedankenlosigkeit sich selbst als das “Vorhandene” zu betrachten. Auf eine gewisse Art und Weise scheint er nicht in der Lage zu sein zu begreifen in welch einer Beziehung oder Rangordnung er zu Ḥaqq Taʿālā steht, da sein Herz die Richtigkeit noch nicht verinnerlicht hat. Denn auf seiner Reise auf dem Sulūk (Pfad Gottes) beschreitet er seinen Weg stets mit Trotz. So beruft er sein eigenes Dilemma, weswegen für den Menschen gilt, wenn er sich mit der Materie beschäftigt übernimmt er Verantwortung und nimmt sich selbst einen Vorsatz vor und strebt nach einem bestimmten Ziel. Wenn diese Person aufrichtig in seinem Leiden, aufrichtig in seinem Ziel ist, so wird auch die von ihm übernommene Verantwortung aufrichtig sein.
Sobald man aufrichtig wird demgemäß wird auch die übernommene Verantwortung von Aufrichtigkeit sein, dies führt dazu, dass man aufhört sich als Geschöpf zu sehen, weil man zu behaupten beginnt „Ich habe keine Existenz“, was dazu führt, dass man sich die Frage stellt wie man das Anvertraute Leben zu tragen hat und wir man seinen Verantwortungen gerecht werden kann?
Wäre es demnach möglich den Pfad bereits erschöpft anzutreten oder bevor man sich auf diesen Weg begibt bereits stehen bleibt?
„Ich habe eine Sorge oh Gott, von nun an werde ich dir als Diener Sālik (ein reisender auf dem Pfad des Sufismus) sein, ich werde alle Verpflichtungen auf diesem Pfad annehmen wie auch die Gebote Gottes.“, so heißt es; „Ich bin Da und werde etwas für dich tun.“ Wenn er dies nicht sagt, so wird er zu denen gehören die gleich am Anfang des Pfades aufgegeben haben.
„Ich werde die Verantwortung übernehmen allerdings bist du der Eine, der mir dies ermöglichen wird und eigentlich wirst du der Eine sein der dies machen wird, welches wiederum bedeutet, dass ich den Pfad im Sitzen beschreite.“, wenn es so ist dann ist solch eine Aussage unvermeidlich. Denn wenn man sein eigenes Sein unmöglich beseitigen kann, so kann er die angeworbenen Verpflichtungen nicht erfüllen solange er sein Dasein nicht vollkommen aufgibt. Wenn er sein Dasein auf die Gegenwart Gottes zurückführt erfordert dies das sogenannte Sitzen, denn bei keinem, in keinem Wort, bei keiner Rangordnung beinhaltet dies eine Wahrheit; der Pfad wurde erst gar nicht beschritten so kann die Wahrheit nicht erreicht werden. Aus diesem Grund ist es nicht gestattet und ḥarām (verboten) am Anfang des Pfades die Worte der Weisen als sein eigenes zu rezitieren. Warum ist es verboten? Du kannst die innere Bedeutung/Wahrheit dieser Worte nicht verstehen, eigentlich weißt du nicht einmal wer diese Worte überhaupt gesagt hat. Sie schreiben einen Spruch und signieren diesen mit dem Namen von Dschalāl ad-Dīn Muhammad ar-Rumi oder Muhyī d-Dīn Ibn ʿArabī. Und du behauptest dann „sie haben es gesagt wieso sollte ich es nicht sagen dürfen“, so entsteht Täuschung, zudem vergessen wir, dass die Eigentümer dieser Worte Erleuchtete waren (sie haben das Ende des Pfades erreicht).
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