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22.09.2016
MUHYIDDIN IBN ARABI „RÛHU´L-KUDS“ Der Geist der Heiligkeit über die Beratung der Seele-Annemarie Schimmel
MUHYIDDIN IBN ARABI
„RÛHU´L-KUDS“ Der Geist der Heiligkeit über die Beratung der Seele
VORBEMERKUNGEN
Das Werk, das den Titel Ruh al-quds fi munâsahat an-nafs, «Der Geist der Heiligkeit über die Beratung der Seele», trägt, ist auch unter anderen Überschriften bekannt, die verschiedene Hinweise auf den Inhalt geben: Risâlat al-Mahdawiyyah, «Mahdawi-Sendschreiben»; Ruh al-quds fi’ mubâsabat an-nafs, «Der Geist der Heiligkeit über die gewissenhafte Erforschung der Seele»; Ruh al-quds fi minhâq an-nafs, «Der Geist der Heiligkeit über den Weg der Seele», und andere.
Ruh al-quds wurde im Jahre 1203- 1204 in Mekka niedergeschrieben und ist, wie Ibn ‘Arabi selbst am Anfang des Werkes sagt und wie es auch aus einem der angegebenen Titel ersichtlich ist, ein Sendschreiben an seinen Freund al-Mahdawi." Dieser lebte in Tunis, wo Ibn ‘Arabi ihn zweimal besuchte. Im Jahre 1194 blieb er dort fast ein ganzes Jahr lang und studierte unter anderem ein bestimmtes Werk unter al-Mahdawis Leitung. Der zweite Besuch fand im Jahre 1201 statt, und nach seinen eigenen Angaben verbrachte Ibn ‘Arabi neun Monate in al-Mahdawis Gesellschaft, bevor er den islamischen Westen verließ, um sich endgültig im Osten niederzulassen. Al-Mahdawi war wie so viele der Persönlichkeiten, die im Leben des Größten Meisters eine hervorragende Rolle spielten ein Schüler des von ihm so hoch geschätzten Abû Madyan (st. 1197), seinem «Meister par excellence, obwohl sie sich in dieser Welt niemals begegnen sollten».
Das Werk lässt drei große Teile erkennen: Der erste beginnt mit einer ausführlichen Beschwerde über den Niedergang der Zeit, über Mangelhaftigkeiten, Abirrungen und das Zurschaustellen äußerer Merkmale unter den Sufis oder solchen, die es sein wollen. Durch die eingeschobenen Hinweise auf die Eigenschaften der wahren Sufis, der «Leute des Weges», mitsamt Beispielen und Zitaten wird der Tadel besonders hervorgehoben. Dabei werden natürlich auch die hervorragenden Tugenden des verehrten al-Mahdawi herausgestellt. Wahre, ungeheuchelte Freundschaft, die dazu verhilft, Mängel und Schwächen der Seele zu sehen und zu beseitigen, wird als die große Hilfe gegen Niedergang und seelische Lauheit hervorgehoben.
Nach einem Abschnitt, in dem die Erfahrungen dargestellt werden, welche die vorigen Generationen mit der Vernachlässigung des religiösen Lebens gesammelt hatten, folgt Ibn ‘Arabis prüfende und vergleichende Auseinandersetzung mit seiner eigenen Seele in der Form eines Dialoges. Hier wird eine Vielzahl von Themen des geistigen Lebens erläutert und durch Überlieferungen von bedeutenden Persönlichkeiten, Eingebungen, Träume und Visionen anschaulich gemacht.
Am Ende dieses ersten Teiles bereitet Ibn ‘Arabi seinen Freund auf die Beschreibung der außergewöhnlichen «Meister, Brüder und Frauen» vor, die er persönlich kennengelernt hat, und leitet dadurch Zum zweiten Teil über, der aus 5 5 Biographien besteht. So folgt dem Tadel als Ausgleich das Lob, und in lebendigen Bildern geistiger Größen wird das Richtige dem Falschen gegenübergestellt.
Der dritte und letzte Teil des Werkes besteht aus einer Darstellung unterschiedlicher Themen und Probleme, die für den geistigen Weg von Bedeutung sind. Einen außergewöhnlichen Abschnitt dieses Teiles bilden Ibn ‘Arabis Aussagen über seine nicht-menschlichen «Lehrmeister». Gleich zu Anfang führt der Meister unerwarteter weise eine Dachtraufe vor, die er sich zur Lehre hat dienen lassen. Er wünscht sich, mit dem Wasser in ihr dahinfließen und so diese besondere Form des Gottesdienstes verrichten zu können. Aber sei es Dachtraufe, Tier oder der eigene Schatten es will nicht gelingen, so sagt er, die besonderen Eigenschaften der Art des jeweiligen Gottesdienstes dieser nicht-menschlichen Meister nicht nur von Zeit zu Zeit, sondern voll und ganz auf die Dauer anzunehmen.
Das lange Gedicht am Ende des Werkes hat als Hauptthemen Reue und Trauer über die Unzulänglichkeiten der Seele sowie Klage über die Schwierigkeit, den aufrichtigen, kritischen Freund zu finden.
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